Materialien – Das Spiel mit Farben, Texturen und Oberflächen
Eigentlich fühlt sich ein Graffiti am wohlsten auf der glatten, kalten Oberfläche einer S-Bahn. Seitdem Graffiti in New York entstanden ist, sind Schienen, Züge und auch Wände das natürliche Habitat dieser subversiven Kunst. So wie sich Ziegel von Beton unterscheiden, Stahl von Aluminium und die Paneele einer S-Bahn sich anders anfühlen als der Innenraum eines Busses, unterscheiden sich die Medien der urbanen Kunst erheblich. Früh erfolgte die Transformation eines Graffitis von der gemauerten Wand auf die Leinwand, einem Medium, das nicht nur völlig anders ist als das ursprüngliche ist, sondern eines, dass die Schmiererei zur Kunst erhob.
Eine Leinwand macht ein Bild quasi zur Kunst und legitimiert die Schmiererei. So kommt es, dass Werke von Künstlern wie z.B. Banksy nicht mehr auf der Straße zu finden sind, sondern inzwischen auch die Wände der Villen von Bankern und Hollywood Stars zieren. Dabei ist die subversive DNA von Graffiti eigentlich genau entgegen dieser braven Zurschaustellung ihrer selbst. Graffiti mag es nicht gezähmt zu werden und obwohl die Leinwand als Konservierung einer eigentlich vergänglichen Kunst gute Dienste leistet, gibt es kaum Künstler in diesem Bereich, die sich mit ihr zufrieden geben. Metall, Holz, Stein, Plastik und Karton. All diese Materialen werden von Graffiti Künstlern in Beschlag genommen. Bilder, Skulpturen, Ornamente.
Kaum eine Kunstrichtung lässt sich so schlecht und so ungerne bändigen wie die Graffiti Kultur. Farben, Texturen und Oberflächen, Graffiti ist mehr als die Leinwand die sich im Standardmaß gerne in die Ecken hängen lässt.